Samstag, 31. Dezember 2016

Wahrzeichen ist 300 Jahre alt geworden

Wie sich die Mühle Rath in drei Jahrhunderten verändert hat

NORDKIRCHEN. Neben dem Schloss, der St.-Mauritius-Kirche und der Kinderheilstätte gehört sie zu den Wahrzeichen Nordkirchens: Die Mühle Rath am Ortseingang an der Bergstraße wurde in diesem Jahr vor genau 300 Jahren erbaut.

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Etwa um 1910 ist diese Aufnahme der Mühle entstanden – damals noch mit Flügeln. FOTO HEIMATVEREIN NORDKIRCHEN

Ferdinand von Plettenberg, der schon das Nordkirchener Schloss erbaut hatte, stellte auch den Antrag, die Mühle zu bauen. Sie sollte ursprünglich die Schlossbewohner ernähren. Errichtet wurde die Mühle am höchsten Punkt der Ländereien – am heutigen Ortseingang. Von dort verlief wohl ein Bach bis zum Schlossteich, erzählt Hubert Kersting, Vorsitzender des Heimatvereins. „Der liegt heute ganz versteckt.“ Teils unterirdisch verlaufe der Bach heute.

Neueste Technik

Bei ihrem Bau war die Mühle auf dem neuesten Stand der Technik, das Mahlwerk war sehr modern aus Eisen und Stahl gefertigt, der Turm aus Stein statt aus Holz gebaut. Nicht mehr die ganze Mühle, nur die obere Kappe musste in den Wind gestellt werden. Wurde nicht gemahlen, band man die Kappe fest.

Der Name „Mühle Rath“ könnte nahe legen, dass es Familie Rath war, die das mittlerweile denkmalgeschützte Gebäude bauen ließ. Richtig ist aber, dass die Familie seit 1904 die Mühle betreibt, 1906 ließ der Herzog von Arenberg die Mühle wiederherstellen, seit 1964 ist sie in Raths Familienbesitz.

Die Mühle selbst und das Geschäft der Familie Rath machten seitdem einige Veränderungen mit. Ihre Flügel hat die Mühle schon seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Für Kampfflieger wären sie ein zu deutliches Erkennungsmerkmal gewesen, wie Christoph Rath im Gespräch mit dieser Redaktion erklärt. Die Windmühlenflügel nach über 70 Jahren wieder zu montieren wäre übrigens nicht mehr möglich. „Dafür ist das Gebäude nicht mehr elastisch genug“ und könnte schweren Schaden erleiden, sagt Rath.

Motor statt Flügel

In Betrieb war die Mühle trotz fehlender Flügel aber trotzdem: Ein Gas-Turbinen-Motor (und später ein Elektromotor) mahlte das Korn – bis zum Kriegsende zu Mehl, anschließend nur noch als grobes Futtermehl für Nutztiere. Nachdem die landwirtschaftlichen Strukturen in Deutschland immer weiter wuchsen und der Betrieb zu klein wurde, um ausschließlich Futtermittel herzustellen, kam 1975 der Einzelhandel hinzu mit Futtermitteln.

Vor zehn Jahren renovierte Familie Rath ihre Mühle zuletzt. Die Fassadenoberfläche wurde erneuert und die Wetterseite verputzt. Deshalb ist die Mühle auch nur an einer Seite weiß. Eigentlich, sagt Christoph Rath, habe er gehofft, mit der Renovierung länger Ruhe zu haben, aber die nächste sei schon absehbar, erzählt er. Doch das gehöre einfach dazu: „Sie ist unser Wahrzeichen“, sagt Christoph Rath, der in der Mühle aufgewachsen ist. „Sie gehört einfach zu meinem Leben dazu.

Karim Laouari

Jessica Hauck